Ein eigenes Buch veröffentlichen, das Pamphlet der Lieblingsdichterin, zahllose Fan-Zines, Hefterl, die lokale Underground-Zeitschrift und das verlorene Pickerlbuch der WM 1824, den Comic mit dir als Hauptfigur, Poster für das nächste Konzert im Keller, Flyer für die lang bevorstehende Revolution, das Manifesto, das über der Stadt abgeworfen wird und nicht zuletzt die farbenfrohe Einladung für den nächsten Kindergeburtstag — das alles kann Selbstdrucken bedeuten. Deshalb braucht Graz die passenden Druckmittel.
Schluss mit dem Copy-Shop-Struggle! Mit einem öffentlich zugänglichen (Riso-)Drucker können Druckmittel in Graz endlich selbst verwaltet werden. Das heißt: der Zugang zu einem Drucker und weiteren Utensilien wie Schneidemaschinen, Papier, Druckerpatronen und Uhu soll ohne Kostenaufwand und ohne Zugangsbeschränkung möglich sein. Hinter dieser Idee verbergen sich die „großen“ (bis DIN A3) Konzepte, wenn mensch so will
- für uns geht es dabei um unabhängige Medien und der Verbreitung dieser und dem Abbau der Beschränkungen, wer wo wie etwas sagen darf, publiziert und gehört, gelesen und schlussendlich wahrgenommen wird. Selbst publizieren ist aber nix Neues für Graz: es gibt laufende Projekte und laufend entstehende, die Zugang zu einer Druckwerkstatt benötigen und schätzen würden, und es gibt ja schließlich auch… dich!
UMSETZUNG
Für Druckmittel in Graz nehmen wir uns bereits vorhandene selbstverwaltete Druck- Initiativen zum Vorbild: der Druckraum in Wien [http://druckraum.lnxnt.org/] ermöglicht Menschen den Zugang zu ansonsten unleistbaren Druckgeräten. Es wird gedruckt, gefaltet und geklebt; die dabei verwendeten Maschinen werden sich gegenseitig erklärt und es gilt Skill-Sharing. Dies fördert ein Ausprobieren von sich selbst und verschiedenen Druckerzeugnissen. Realistisch ist ein Pay-As-You-Wish Modell für die Nutzer*innen der Druckmittel zur Erhaltung der Infrastruktur. Anstatt auf der öH 30c und im Copy-Shop gar eine Million Euro für eine Farbkopie auszugeben, deckt sich ein Riso-Drucker mit 0,1 Cent(!) pro Seite. Dazu kommt eine gemeinsame Finanzierung der Masterfolie, die sich im zweistelligen Cent- Bereich bewegen wird.
Der Riso-Drucker bringt im Unterschied zu „herkömmlichen“ bzw. bekannten Druckarten wie dem Laser- und Tintenstrahldruck einige Vorteile mit sich. Durch eine Art Mischung von Siebdruck und Offset lässt sich schnell eine hohe Auflage drucken: auf (umweltfreundlicher) Bananenblattfolie wird ein Master-Bild belichtet, das über eine Rolle gespannt wird. Durch diese Rolle wird die Tinte auf’s Papier gedruckt. So können bis zu 150 Blatt Papier pro Minute bedruckt werden. Damit ergibt sich auch eine hohe Kosteneffizienz. Mit einer Farbpatrone (30€) können bis zu 10.000 Seiten gedruckt werden. Außerdem gibt es die Option, mit Farben auf Sojabasis zu drucken. Diese schmecken der Umwelt und sehen sogar noch besser aus als die herkömmlichen. Die Kombination von mehreren Farben und dem Spiel von Farbdichte gibt einem Risodruck eine unverwechselbare Ästhetik (siehe Beispielbilder).
ALLER ANFANG IST LEICHT:
Wir benötigen lediglich einen Drucker, eine Schneidemaschine und ein wenig Krimskrams, um dem Gedruckten den Feinschliff zu geben. Hier eine mehr oder weniger detaillierte Aufschlüsselung der benötigen Fördersumme:
Riso-Drucker: 6753€ Nachfüllpatronen (3x): 90€ Schneidemaschine (Dahle Stapelschneidemaschine): 800€ Papier (A3/A4): 300€ Falzbeil: 1€ Schneidmatte mit Schere und Skalpell: 50€ Uhu: 2€ Faden und Nadel: 4€
WAIT, BUT WHO?
Das Tortuga Zine [http://tortuga-zine.net/] ist ein 2013 in Graz entstandenes Projekt, das unter anderem Druckwerke zu Grenzen (#1) und Lärm (#2) veröffentlicht hat und noch immer tut und noch immer tun mag (wie gerade mit #3: Körper), und hat am eigenen Schildkrötenleib erfahren, wie schwer es ist, Printmedien zu veröffentlichen, die sich im erschwinglichen Bereich bewegen. Ob selbst gebunden, selbst gedruckt oder selbst vermasselt, wir haben ein immerhin 100+ Seiten dickes Buch an Erfahrungen, was es heißt, zu drucken und am Papierstau zu scheitern. Viele dieser verschiedenen Erfahrungen haben wir im oben erwähnten Druckraum gemacht und wollen diese nicht für uns behalten*, sondern vielmehr Druckmittel für alle in Graz schaffen.
*Zugegeben wollen wir es auch uns selbst nicht vorenthalten, weitere Erfahrungen zu sammeln. Das ist der eigennützige Aspekt dieses Projekts. Entlarvt 8-)